Promotion

Jedes Jahr promovieren in NRW rund 3.500 Nach­wuchs-Wissenschaftler (ohne Medizin), die meisten von ihnen in den Geisteswissenschaften. Ob sich diese jahrelange Verpflichtung auf dem Weg zum angestrebten Beruf passt, muss in vielen Fällen gut überlegt werden.

Für alle, die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchten, ist die Promotion mit Sicherheit sinnvoll und ab einer gewissen Karrierestufe sogar Voraussetzung. Auch bei Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung – etwa Chemie oder Medizin, Biologie oder Pharmazie – kann der Titel eine wichtige Bedingung sein. Daneben gibt es weitere Berufsfelder und Positionen, bei denen sich der „Dr.“ hilfreich erweist.

Auf dem freien Berufsmarkt dagegen ist bedeutet der Titel nicht zwangsläufig ein höheres Gehalt und eine beschleunigte Karriere: In vielen Fachgebieten und Arbeitsfeldern Berufseinsteiger ohne Pro­motion nach zwei bis drei Jahren Berufserfahrung auf das gleiche Gehalt kommen wie ein Promovenden mit gleicher Berufserfahrung.

Grundlegende Vorüberlegungen

Überprüfen Sie selbstkritisch:

  • Passt eine Promotion zu Ihrer persönlichen und auch familiären Situation?
  • Schlagen Sie für die Promotion berufliche Perspektiven aus, die sich Ihnen bieten?
  • Können Sie sich durch Durststrecken kämpfen?
  • Haben Sie Spaß an den wissenschaftlichen Theorien und Methoden ihres Fachgebietes und sind Sie motiviert genug, die nächsten 3-5 Jahre an einem ausgewählten Thema zu arbeiten?

Argumente für und gegen eine Promotion

  • PRO: Voraussetzung für eine Karriere im Hochschulbereich
  • CONTRA: der Karriere eher hinderlich (außer für wissenschaftliche Laufbahn) nach wenig praxisbezogenem Studium ohne studienbe­gleitende Berufserfahrungen
  • PRO: Wichtige Bedingung für Tätigkeiten in Forschung & Entwicklung (z.B. in Chemie oder Medizin, Biologie oder Pharmazie)
  • CONTRA: fragliche Verwertbarkeit des Promotionsthemas im angestrebten Arbeitsbereich/Tätigkeitsfeld: theoretisches Spezialwissen mit geringer Relevanz für den Berufsalltag
  • CONTRA: Gefahr der Überqualifizierung für angestrebte Position
  • PRO: Langfristig auch in Unternehmen vorteilhaft für Führungspositionen mit umfangreichen Repräsentationspflichten
  • CONTRA: hoher Zeitaufwand mit entsprechend hohen Erwar­tungen unter anderem an Arbeitsmarktchancen, Karrieremöglichkeiten, Gehaltshöhe
  • PRO: Bewerbungsplus für Leitungspositionen im öffentlichen Dienst oder Lehrtätigkeit in der Weiterbil­dung
  • CONTRA: in der beruf­lichen Praxis zählen nachweisbare Leistungen mehr als ein Titel, auch wenn dieser auf Schlüsselqualifikationen wie Durchhaltevermögen oder interdisziplinäre Auseinander­setzung mit Fragestellungen schließen lässt; Auswahl- und Beurteilungskriterien von Personalverant­wortlichen: vorrangig Persönlichkeit, Fachwissen, Praxi­serfahrung, Noten und Alter der Bewerberinnen und Bewerber
  • PRO: Akquisitionsförderndes Ansehen bei Unternehmen, bei Selbstständigkeit etwa in der Consulting-Branche, der Markt- und Meinungsfor­schung, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung
  • CONTRA: fortgeschrittenes Lebensalter bei Berufseinstieg
  • CONTRA: wenig aussichtsreich zur Überbrückung von Wartezeiten

Finanzierung einer Promotion

Ob ein Doktortitel Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt entscheidend verbessert, sollte Ihre Überlegungen für oder gegen eine Promotion nicht primär beeinflussen. Versprechen Sie sich jedoch finanzielle Vorteile, rechenen Sie Ihre Vorinvestition in Form vom Einkom­mensverlusten während der Promotionszeit gegen ein höheres Einstiegsgehalt .

Letztlich bleibt die Finanzierung ein wichtiger Punkt, denn für den Zeitraum der Promotion müssen Sie gegebenenfalls mit Gehaltseinbußen rechnen. Üblicherweise haben Sie für diese Zeit eine (halbe) Promotionsstelle am Lehrstuhl, schreiben Ihre Dissertation daheim am Schreibtisch und werden durch Stipendien gefördert oder sind durch ein Graduiertenkolleg finanziell abgesichert.

Denken Sie über Nebenjobs, Teilzeitarbeit oder befristete Arbeitsmöglichkeiten nach und informieren Sie sich auch zu Stipendien aus staatlichen, politischen oder kirchlichen Stiftungen.

Auch Ihr Fachgebiet spielt eine Rolle dabei, welche Möglichkeiten sich Ihnen bieten:

  • Feste Promotionsstellen finden sich eher an Lehrstühlen für Natur- und Ingenieurwissenschaften.
  • Vorrangig am Schreibtisch daheim wird dagegen in den Geisteswissenschaften promoviert, ein Uni-Job oder ein Stipendium ist hier deutlich unwahrscheinlicher. Auch später im Beruf werden diesen akademi­schen Einzelkämpfern oft Defizite in sozialen Kompetenzen wie Teamfähigkeit nachgesagt.

Promotion im Unternehmen: Gute Lösung?

Einige Unternehmen bieten interessierten Doktoranden die Möglichkeit, Ihre Dissertation praxisnah zu schreiben und über eine Voll- oder Teilzeitstelle zu finanzieren. Dies erfordert neben genauen Absprachen über die Arbeitszeit mit dem Arbeitgeber ein überaus hohes Maß an Selbstdisziplin.

Ansonsten haben Kooperationen mit Unternehmen oder Institutionen der Vorteil eng mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, dass die Relevanz des Forschungsthemas gewährleistetet ist und damit den beruflichen Einstieg erleichtern.

Ja zur Promotion? Ihre nächsten Schritte

Das Promotionsverfahren variiert zwischen den einzelnen Fakultäten.

  1. Besorgen Sie sich zuerst die für Sie geltende Pro­motionsordnung im Dekanat Ihrer Fakultät.
  2. Informieren Sie sich über die Einbindungsmöglichkeit in ein Graduiertenkolleg oder eine Graduate School.
  3. Zu Ihrer Unterstützung gibt es zahlreiche Vorbereitungstrainings für jungen wissenschaftli­chen Nachwuchs. Nehmen Sie zusätzlich Kon­takt mit „Thesis“, dem interdisziplinären Netzwerk für Promovierende und Promovierte e.V. auf, das wissenschaftlichen Austausch und interdisziplinäres Networking bietet.
  4. Setzen Sie sich klare Ziele, formulieren Sie Ihre Perspektive und erstellen Sie einen realistischen Zeitplan.

Hilfreiche Internetseiten

  • http://dfg.de Infos zu Graduiertenkollegs
  • http://doktorandenforum.de Tipps eines Juristen auch für nicht Juristen
  • http://drarbeit.de Stellenbörse für Diplom und Doktorarbeiten in Naturwissenschaft und Medizin
  • http://thesis.de Doktorandennetzwerk

Strukturierte Promotion an der RUB

Die Research School ist ein universitätsweites Promotionskolleg, das Dokto­randen aller Fächer eine strukturierte Promotion mit disziplinären und interdisziplinären Veranstaltungen anbietet: ein auf drei Jahre angelegtes promotionsbegleitendes Trainingsprogramm aus Seminaren, Vorlesungen, Workshops, Tagungen und Kursen zur Vermittlung von Schlüsselqualifikati­onen dass Promovenden auch persönliche Qua­lifikationen vermittelt, die auf die Forschungsarbeit abgestimmt ist.

Zur Research School

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