Mehmet will unbedingt Arzt werden. Vor der ersten Begegnung mit seinem Talentscout Halil Ülker, glaubt der 18-Jährige eigentlich schon alles darüber zu wissen, wie er sein großes Ziel erreichen kann. Er hat einen guten Notendurchschnitt, ist sich aber auch bewusst, dass der Weg zum Medizinstudium nicht einfach wird.
Mehmet wächst als Kind türkischer Eltern zunächst in der ländlichen Idylle Bayerns auf und zieht im Alter von acht Jahren mit seiner Mutter nach Bochum-Hamme. Der Umzug ist ein kleiner „Kulturschock“ für ihn. Sein Schulweg führt fortan vorbei an einem Bordell, unter seinen Nachbarn sind viele Junkies und Prostituierte. Um den schwierigen Verhältnissen zu entkommen, folgt 2017 schließlich ein erneuter Umzug. In Bochum-Linden wagt Mehmet drei Monate vor Beginn der Oberstufe den Wechsel von der Gesamtschule aufs Gymnasium. Obwohl er immer einer der Besten seines Jahrgangs war, gestaltet sich der Schulwechsel schwieriger als gedacht. Im Selbstlernzentrum der neuen Schule lernt er damals Talentscout Halil Ülker kennen.
Die Begegnung mit Mehmet und dessen Selbstsicherheit in Sachen Zukunft bleiben Ülker im Gedächtnis. Er merkt, dass der Schüler der Theodor-Körner-Schule es gewohnt ist, sich alleine durchzukämpfen. Umso mehr freut er sich, als Mehmet nach einigen Wochen doch noch einen Beratungstermin bei ihm ausmacht.
Mehmet liebt es, mit anderen Menschen zu sprechen und zu diskutieren, erzählt aber nicht schnell von sich. Mit seinen 18 Jahren hat er schon einiges durchgemacht, Vertrauen zu fassen fällt ihm nicht so leicht. Beim ersten Treffen mit seinem Talentscout ist es jedoch anders. „Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen kann, einfach nur, weil er diese besondere Ausstrahlung hatte“, erzählt Mehmet noch immer begeistert. Der türkischstämmige Talentscout erzählt ihm von ähnlich schwierigen Lebenserfahrungen wie Problemen und Vorurteilen aufgrund seines Migrationshintergrundes.
„Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen kann, einfach nur, weil er diese besondere Ausstrahlung hatte.“
Mehmet fühlt sich verstanden und unterstützt. Es bedeutet ihm viel, künftig neben seiner Mutter einen weiteren verlässlichen Begleiter in seinem Leben zu haben.
Bei seinem Schulwechsel auf das Gymnasium fehlt Mehmet noch die Rückendeckung. Trotz guter Noten glaubt niemand so richtig an ihn, nicht einmal seine Lehrer: „Da habe ich so Sprüche bekommen wie: ‚Du bleibst eh sitzen. Du schaffst das nie!‘ Nicht nur von Schülern, auch von Lehrern“, berichtet Mehmet. Umso mehr schätzt er nun die Unterstützung seines Talentscouts. Zudem hat Mehmet seit seiner Kindheit ein großes Ziel. Er möchte Arzt werden.
„Da habe ich so Sprüche bekommen wie: ‚Du bleibst eh sitzen. Du schaffst das nie!‘ Nicht nur von Schülern, auch von Lehrern!"
In Mehmets Familie aber hat niemand studiert. Auch deshalb ist er froh, dass er mit Halil Ülker nun jemanden kennt, „der sich mit Studieren in Deutschland auskennt“ und mit dem er über das Medizinstudium reden kann.
Mehmets Augen leuchten, wenn er über den Beruf des Arztes redet. „Aus meiner Perspektive ist das ein Traumjob, nicht jeden Tag acht Stunden im Büro sitzen, viele Menschen kennenlernen und ihnen helfen können, das ist super“, erzählt er begeistert. Er glaubt fest an sich und stellt fest: „Man muss in diesem Beruf Verantwortung übernehmen und soziale Kompetenzen haben. Ich bin überzeugt davon, dass ich das bewältigen kann!“. Nach dem Abitur plant er zunächst eine Ausbildung zum Krankenpfleger oder zum Entbindungspfleger (Hebamme). Im Anschluss daran möchte er zwei Jahre in diesem Beruf arbeiten.
„Man muss in diesem Beruf Verantwortung übernehmen und soziale Kompetenzen haben. Ich bin überzeugt davon, dass ich das bewältigen kann!“
Dann steht der Medizin-Aufnahmetest an. Dieser Test ist Teil der neuen Zulassungskriterien für ein Medizinstudium. Man kann ihn nur einmal in seinem Leben machen und er zählt zu 45% im Auswahlverfahren. Das macht Mehmet zwar durchaus etwas Druck, aus der Ruhe bringt es ihn aber nicht. Er wird einfach sein Bestmögliches dafür tun. Sollte es klappen, weiß er sogar schon jetzt, worauf er sich im Medizinstudium spezialisieren wird. Als Plastischer Chirurg möchte er in Zukunft Menschen helfen, sich in ihrem Körper wohler zu fühlen.
Sollte er in fünf Jahren nach dem Abitur keinen Medizinstudienplatz erhalten, muss Plan B her. Über die Optionen für diesen Plan spricht er auch regelmäßig mit seinem Talentscout. Als Mehmet ihm von seiner Leidenschaft für das Programmieren berichtet, entsteht die Idee zur Aufnahme eines IT-Sicherheitsstudiums.
„Schauspieler, das wäre auch noch eine Option!"
Während des TalentTreffens 2019 an der RUB hat zudem das Fach Jura sein Interesse geweckt. Plan B ist also noch nicht ganz ausgereift und mit einem verschmitzten Lachen denkt der Hobby-Schauspieler nicht ganz ernst gemeint laut nach: „Schauspieler, das wäre auch noch eine Option!".